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Salzfest Halle
Jeden Herbst kommt es in Halle, der schönen Stadt an der Saale, zu einem Großereignis: dem Salzfest und auch dem parallel stattfindenden Salinefest. Für ein Wochenende im späten September befindet sich die Stadt im Ausnahmezustand, wenn mehr als 200 000 Festbesucher die Plätze und Straßen durchströmen.
Das Hallesche Salzfest
Wer Volksfeste mag, der sollte sich einmal im Herbst nach Halle begeben und sich das jährliche Spektakel des Salzfestes ansehen. Es gibt Live Musik, öffentliche Vorstellungen von Akrobatik, Comedy und Kabarett, Kunsthandwerk, kulinarisches von Ständen und der Gastronomie, das Bornknecht-Rennen auf dem Marktplatz - ein breitgefächertes Kulturprogramm, bei dem für jeden etwas dabei ist – jung, alt, Familien, Senioren, echte Hallesche Bürger und Touristen von nah und fern. Kein Wunder, dass das Hallesche Salzfest so beliebt ist! Die Einheimischen haben Gelegenheit, sich mit ihrer Heimatstadt und dessen Kultur zu identifizieren, die Touristen lernen etwas dazu und bekommen eine vorzügliche Wochenend-Unterhaltung geliefert und auch die ansässige Wirtschaft profitiert von dem Spektakel.
Obwohl es dieses Fest erst seit dem Jahr 1995 gibt, hat es sich bereits so fest in den Jahresablauf der Saaleregion integriert, dass es sich anfühlt, als handele es sich bei dem Volksfest um eine jahrhundertealte Tradition. Und in gewisser Weise ist es das auch, denn die Sache mit dem Salz, die dem Fest seinen Namen verliehen hat, ist seit dem Spätmittelalter ein fester Bestandteil der örtlichen Geschichte, die aus der Halleschen Kultur nicht mehr wegzudenken ist. Die Rede ist von de, Halloren, der Salzwirker-Brüderschaft im Thale zu Halle, die seit Jahrhunderten für die Gewinnung von Salz aus örtlich gepumpter Sole zuständig war – eine Industrie, die Halle mit zu dem machte, was es heute ist.
Die Halloren
Wer sind denn jetzt eigentlich diese Halloren? Die Halloren waren die Menschen, die beruflich in die Salzgewinnung von Halle verwickelt waren. Da Salz, das weiße Gold, im Mittelalter viel noch kostbarer war als heute, hatten die Halloren in der mittelalterlichen Gesellschaft eine sehr hohe Stellung inne und genossen viele Privilegien und entwickelten zudem ihre eigene Sub-Kultur. Die Salinenarbeiter durften zum Beispiel an Neujahr dem Landesherrn persönlich Geschenke bringen und waren im Rahmen der Stadtverteidigung damit betraut, sich um die Geschütze zu kümmern.
Innerhalb der sozialen „Klasse“ der Halloren gab es wiederum verschiedene Ranghöhen, die sich nach dem ausgeübten Teilberuf in der Salzgewinnung richtete. Die Wirker und Läder, zum Beispiel, kümmerten sich um das Sieden der Sole und die Salzbereitung selbst, und daher durften auch nur Männer, deren beide Elternteile Halloren waren, diese Arbeiten verrichten. An all diesen kulturellen Eigenheiten und Traditionen lässt sich schnell erkennen, wie wichtig die Salzgewinnung für die Stadt Halle war und wie stolz die Halloren auf ihre Arbeit waren. Kein Wunder, dass auch Jahrhunderte später noch ihnen zu Ehren gefeiert wird.
Das Salinefest
Jedoch ist nicht nur in der Stadt Halle selbst etwas los. Gleichzeitig mit dem Salzfest findet auch das thematisch verwandte Salinefest statt, und zwar im Technischen Halloren- und Salinemuseum Halle. Ja, das ist nicht überraschend: Natürlich gibt es ein Museum über das Kulturgut und die Arbeit der Halloren. Dort gibt es an dem Sonntag, an dem in der Stadtmitte das Salzfest ausgetragen wird, Schausieden, Ausstellungen, Salzhandel und weiteren Programmpunkten, die sich alle rund um die Hallesche Tradition des Salzwirkens drehen. Hier können die Bürger von Halle sowie auch Leute aus der Umgebung etwas über diesen wichtigen Aspekt ihrer Vergangenheit lernen. Das ist wie Geschichtsunterricht, nur viel interessanter, weil es über die Jahrhunderte hinweg bis heute in die Gegenwart relevant ist, die Menschen eine ganz persönliche Verbindung dazu haben und – natürlich – alles live erleben viel interessanter ist, als sich ein Geschichtsbuch durchzulesen.
Das Salzfest: Kultur haltbar gemacht.
Es ist also leicht zu erraten, dass an diesem Wochenende im Herbst die Stadt Kopf steht. Besonders, wenn schönes Wetter ist, werden Salzfest und Salinenfest zu einem richtigen Erlebnis. Solche Dinge sind wichtig, denn in der heutigen Zeit bleiben immer weniger Menschen ihrer Heimat treu und vor allem die jüngeren Generationen zieht es kreuz und quer durch Deutschland, oder sogar ins Ausland. Da ist es leicht, seine Wurzeln aus den Augen zu verlieren, und so geht nach und nach auch unersetzliches Kulturgut und Wissen verloren. Es wäre sehr schade, wenn das auch in Halle so passieren würde, und wohl auch aus diesem Grund ist die Hallesche Bevölkerung ihrem Salzfest und der damit verbundenen Geschichte so zugetan.
Salz war aus vielen Gründen ein teures, wichtiges Gut, in der Vergangenheit noch mehr als jetzt, und einer dieser Gründe war die Tatsache, dass man mit Hilfe von Salz Nahrungsmittel haltbarer machen kann. Wie metaphorisch passend ist es da, dass im 21. Jahrhundert die Vergangenheit in Sachen Kultur und Tradition sozusagen haltbar gemacht wird, und zwar durch das Salzfest Halle.